ASCLogo Dunkelgruen h160px

Von Naturgewalten und Jokertoren

Es regnete. Sieben Tage, Sieben Nächte: Regen. Plätze wurden gesperrt, Spiele fielen aus, doch in Schöppingen ließ man die Naturgewalten nicht obsiegen. Hier wurde gespielt. Hier hielten sie es einfach nicht länger aus, am Sonntagmittag bloß herumzusitzen und zu warten, zu warten, zu warten… In ihnen kochte es. In ihnen tobte es. Eine zuvor nie dagewesene Energie brannte ihnen in jedem Muskel, zerrte von innen, wollte hinaus. Bei langen Laufeinheiten in tiefem Schnee entfacht, im Flutlicht der Trainingseinheiten bis tief in die Nacht angefacht, durch jede Grätsche und jeden Zweikampf in Testspielen auf Hühnerwiesen genährt, loderte sie in ihnen und drängte auf den Platz.

 

Unter Hallen und Kathedralen aus Regenschirmen drängten sich scharen von Zuschauern am Spielfeldrand, das Prasseln des Regens auf ihren Dächern schluckte jedes Geräusch. Auf dem Rasen, mittendrin zwischen Wind und Regen, unsere Helden. Haare und Trikots klebten durchnässt an Kopf und Körper, vom Kinn tropfte das Wasser, bei jeder Bewegung, jedem Schuss, jedem Sprint, spritze es vom Körper. Der Ball wurde schnell auf dem feuchten Kunstrasen. In der ersten Hälfte landete kaum ein Ball wo er sollte. Es war ein ausgeglichenes Spiel. Oedingen und der ASC kämpften im Mittelfeld um die Vorherrschaft auf dem Platz. Keine Großchancen für niemanden, doch zwei bis dreimal musste Christopher Elfring für Schöppingen mit einer Grätsche – so vollkommen, so die Idee von Sport in ihrer Gänze ausdrückend und ins Höchste steigernd, dass ihnen in Antiker Zeit wohl eine Statue gewidmet worden wäre – dafür sorgen, dass es auch so blieb.

SchlieĂźlich ging es mit einem 0:0 in die Pause. Wahrlich, es lief noch nicht so, wie sie es sich vorgenommen hatten, doch sie spĂĽrten die Freude und die Kraft und den Willen, dieses Spiel noch zu gewinnen, sich hinaus zu stĂĽrzen in den Kampf mit Gegner und Elementen.

Die zweite Hälfte begann wie die erste, nur dass Schöppingen nun weniger Schwierigkeiten mit dem Ball hatte. Die Pässe wurden präziser, die Ballannahmen butterweicher, und so stieg ihre Vormacht im Mittelfeld. Windböen rissen nun an den Regenschirmen der Zuschauer, der Regen schoss von ihm angepeitscht in die Gesichter der Spieler. Dann die erste Großchance für den ASC. Nach einer krummen Hereingabe von links, etwa einen Meter Parallel der Torlinie in hohem Bogen verlaufend, konnte sich Oedingens Torwart Steffen Kuhlmann nicht recht entscheiden, ob er nun zum Ball gehen solle oder nicht, hinter ihm steht verdutzt Stefan Heying und könnte den Ball reinnicken…! Aber der Ball läuft weiter, am Tor vorbei, und keiner der zwei war dran.

Der Wind war unterdessen zum Sturm gereift. Auf dem Pestfriedhof wankten die Eichen im Sturm, die Stämme zum Zerbersten gespannt, und sie ächzten und stöhnten und ihre kahlen Äste streckten sich in den Himmel, wie die Hände der Toten. Nur noch 13 Minuten zu spielen, da kommt Nikolas Wewers für Stefan Heying aufs Feld. Der Ball läuft ein bisschen unmotiviert in den reihen umher und landet im Mittelfeld. Wewers gewinnt den Zweikampf; spielt nach links auf Daniel Bartesch; der zieht an: Sprint bis auf die Grundlinie; er schlägt die Flanke in die Mitte; etwas zu nah am Tor, doch Kuhlmann verfehlt; Daniel Rahms kommt nur noch grade so dran, bekommt keinen Druck auf den Ball; der rollt langsam in Richtung Torlinie; ein Oedinger spitzelt ihn grade noch so weg in Richtung Elfmeterpunkt, bevor er selbst ins Netz fällt, doch da steht Wewers ganz allein in der Mitte und nimmt das Geschenk dankbar an! Drei Minuten nachdem er auf den platz kam!

Nur noch zehn Minuten waren zu spielen. Unsere Helden lagen 1:0 in Führung, und Oedingen schob hoch. So hoch hat wohl noch nie jemand geschoben, beim Abschlag des Torwarts standen sie schon am Schöppinger Strafraum, ihre eigene Hälft dadurch natürlich für Konter offener, als der Handel in Europa. Die letzten Minuten stürmten sie nun gegen das Bollwerk des ASC an, mit jedem vereitelten Angriff höher schiebend. Verzweifelt hoch, anders kann man es nicht nennen. Doch ihre Versuche blieben unfruchtbar: Der Schiri pfiff ab.

So soll es sein, so kann es bleiben, so haben sie es sich gewĂĽnscht! Alles was sie sich vorgenommen hatten, haben sie erfĂĽllt und dieses Feuer brennt noch immer in ihnen. In dieser RĂĽckrunde geht es nur noch bergauf. Denkt an meine Worte!