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Von Neuanfängen im Flutlicht und Stürmen der Entrüstung

Die Sonne schwebte blendend rot über dem Horizont, Wolkenschleiern wie Sandbänken im blau des Himmels leuchteten in ihrem Licht. Es war die Möglichkeit eines Neustarts, die Möglichkeit alles besser zu machen als zu Beginn der Hinrunde, die der Sonne solch güldenen Glanz verlieh. Nicht einmal einen Monat nach ihrer ersten Begegnung trafen der ASC und Oldenburg-Ahaus wieder aufeinander: Es war ein Donnerstagabend als die Rückrunde begann.

 

Um 19 Uhr erscholl der Pfiff im Bermudadreieck zwischen Hallenbad, Tennisplatz und dem historischen Vechte-Stadion, wo schon viele Bälle im Tor versenkt und Gastmannschaften in den Grün-Weißen Angriffswellen untergegangen waren. Schöppingen an diesem Abend zunächst defensiver, darauf bedacht die Fehler des Hinspiels nicht zu wiederholen. Tatsächlich bekamen sie die Mitte besser zu, suchten die Zweikämpfe und führten sie mit der in Oeding wieder entdeckten Entschlossenheit. Das Spiel also diesmal auf Augenhöhe. Chancen auf beiden Seiten jedoch nur selten; Schöppingen in Tornähe zu hektisch. Dann ein langer Ball über die Abwehr, Laufduell gegen den Stürmer von Innen- und Außenverteidiger problemlos gewonnen, beide gingen zum Ball, dann wieder keiner dann der Innenverteidiger, schaffte es jedoch nur noch lasch Richtung Torwart zu Köpfen, durch ihre Mitte bricht der Stürmer, kommt gleichzeitig mit dem Torwart an den Ball, dieser prallt in die Mitte vor Oldenburger Füße und die schoben rein. Die Köpfe hingen tief, wieder lag Schöppingen zurück, geschlagen einzig von sich selbst. Bis zur Halbzeit tröpfelte das Spiel vor sich hin, noch war kein Sturm aufgezogen.

Flutlicht schwemmte über den Platz, tauchte alles auf dem Feld in ein oranges Licht. Das Spiel nun wie zu Anfang: auf Augenhöhe im Mittelfeld geführt, ohne nennenswerte Offensivaktionen. Da spielte Oldenburg über die rechte Seite, Doppelpass, Laufduell, Flanke in den Strafraum, durch den ein einziger Oldenburger trieb, er bekam den Ball am zweiten Pfosten, wollte schießen, die Zuschauer schrien auf! Dabei wurde der Ball noch vor dem Schuss sicher weggespitzelt? Das Schreien wurde zum Brüllen, der Schiedsrichter blickte verwirrt zu den Zuschauern. Die Spieler der Schöppinger Bank sind aufgesprungen und auf den Platz gelaufen. Rudelbildung von wo zuvor die Flanke kam. Die Menschentraube aus grün und rot schob sich unter wüsten Beschimpfungen in Richtung Mittellinie. Da ist auf dem Boden eine grüne Gestalt auszumachen, die sich unter Schmerzen am Boden wand: Es war Spielertrainer Robin Pieper. Eine Gestalt rote bewegte sich augenblicklich von dort fort zur Bank, bat um Auswechslung. Überall Chaos, Konfrontation an verschiedensten Fronten, wenige versuchten zu schlichten. Von allen Seiten wurde auf den Schiedsrichter eingesprochen, die Rote Karte verlangt, doch der Schiedsrichter hatte nichts gesehen, als die vergebene Chance im Strafraum. Minutenlang wurde diskutiert und gestritten, das Wort „Spielabbruch“ über das Feld geraunt. Schließlich beruhigten sich die Gemüter, nachdem der mutmaßliche Übeltäter sich freiwillig hat auswechseln lassen – dass dies um des Selbstschutzes, nicht der Reue halber, geschah ist kaum zu bezweifeln, zu einer Äußerung zum Vorfall oder gar einer Entschuldigung kam es nicht –, ging das Spiel weiter.

Doch was war geschehen? Da der Erzähler den Augenblick, um den sich die Gemüter erhitzten, ebenso wie der Schiedsrichter nicht mit eigenen Augen bezeugte, muss er sich hier auf die einstimmigen Berichte der Zuschauer stützen, welche sich am rechten Spielfeldrand, also nur wenige Meter von der Szene entfernt, befanden. Dem zufolge habe Pieper die Flanke durch ein Ausstrecken des Beines und des Zufallbringens des Gegenspielers zu verhindern gesucht. Dieser war gefallen, die Flanke jedoch nicht verhindert worden. Während in der Mitte das Spiel weiterging sei der Oldenburger Spieler nun aufgestanden, mit schnellen Schritten auf Pieper zu gegangen und habe seinen Kopf (genauer, die Stirn wie bei einem Perfekten Kopfball) gegen dessen Kiefer gerammt. Trotz Schmerzen und vorrübergehender Dysfunktionalität des Kauapparates seien, laut zahnärztlicher Untersuchung am Folgetag, keine Langzeitschäden zu erwarten.

Wie zu erwarten spielten unsere Helden nun mit grimmigem Stolz. Entschlossen es Oldenburg heimzuzahlen, brandeten sie wieder und wieder Richtung Strafraum, wurden jedoch stets gebrochen. Im Mittelfeld erkämpften sie sich den Ball nun fast immer, Pass nach links außen, Daniel Bartesch nahm Anlauf, in der Mitte ein Ruf, der Ball perfekt vor die Abwehr gespielt, da brach David Wöstmann durch ihre Reihe, rutschte rein und der Ball durch die Beine des Torwarts ins Netz. Jubel brandete auf, wo zuvor gebrüllt wurde. Zumindest eine kleine Genugtuung an diesem Abend. Dann der Abpfiff.

Ein Unentschieden wie ein Sieg und ein leichter Aufwärtstrend der Hoffnung macht.