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Von Rückrundenteams

Das Hinspiel unserer Helden gegen den SC Südlohn gehörte wohl zu ihren Tiefpunkten der Hinrunde. Nach durchzechter Kneipennacht ließen sie sich brutal und bis zur Besinnungslosigkeit, ohne Gegenwehr 4:0 abschlachten. Das Rückspiel hingegen stand nun unter ganz anderen Vorzeichen, denn der Schöppingen erlebte eine beispiellose Siegesserie während Südlohn immer tiefer im eigenen Elend versank.

Über die erste Halbzeit lassen sich nicht viele Worte verlieren. Beide Mannschaften trabten etwas müde über den Platz, wobei Südlohn es nach vier Spielen ohne Sieg wohl wirklich war, während der ASC als gutes Pferd nun einmal nur so hoch sprang wie sie mussten, wobei sie ab und an doch bedenklich die Stangen streiften (womit der hinkenden Pferde-Metapher hier genüge getan sein sollte).

 

In der zweiten Halbzeit zog Schöppingen dann langsam die Zügel an (‘tschuldigung, nun ist aber wirklich Schluss). Hinten ließen sie nichts mehr anbrennen, während sie nach vorne immer konsequenter durchkombinierten, oder einfach die Laufduelle auf Außen provozierten und dann konsequent gewannen.

In der 59 Minute dann einer der wenigen Eckbälle für den ASC. Robin Pieper schlug den Ball von links recht unplatziert ins Getümmel, also alles wie immer. Nach einigem Gestocher und Geharke gelang es den Südlohnern den Ball gerade so aus dem Sechzehner ins Mittelfeld zu klären. Sorglos dribbelte ein Südlohner gen Mittellinie, da preschte Johannes Woestmann von der linken Seite heran, stahl den Ball im vollem Lauf vom Fuß des Gegners. Währenddessen war die Südlohner Abwehr raus gerückt und verfiel in eine kurze Schockstarre, ob des unerwarteten Ballverlusts, da flog der Ball bereits von Woestmann geschlagen über die Köpfe von Freund und Feind hinweg zum zweiten Pfosten und noch an diesem vorbei. Schon schien es, als würde er im Aus landen, doch es hatte sich eine grüne Gestalt aus dem Gewusel gelöst, lief unter dem Ball her und spielte ihn noch auf der Torauslinie in die Mitte. Dort wartete bereits Christopher Elfring, der mit all seiner Erfahrung als Innenverteidiger den langen Ball bereits antizipiert hatte und im Gegensatz zur Südlohner Abwehr hellwach geblieben war, und schob das Ding ins Tor.

Das 1:0 fiel zur rechten Zeit. Schöppingen danach entspannt, ließ Südlohn spielen, wäre man ihnen nicht wohlgesonnen so könnte man gar sagen: Der ASC am Schwimmen. Doch hier sollen solche Spitzfindigkeiten unterlassen werden und die Schöppinger Gemächlichkeit, als Gewissheit interpretiert werden, dass sie noch ein Tor schießen würden, wenn es an der Zeit sei. In der 87. Minute war es dann so weit.  

Jonas Bastos, erst seit wenigen Minuten auf dem Platz, trieb den Ball über die linke Seite schnurrgerade parallel zum Spielfeldrand. Zwischen Mittelkreis und Sechzehner knickte seine Laufbahn abrupt ein. Zielsicher wie eine Maschine marschierte er auf das Tor zu. Am Sechzehnereck der Schuss. Doch der Ball kam nicht weit, wurde abgeblockt und sprang zurück, nur weniger Zentimeter an Bastos vorbei. Da raste Woestmann aus dem Hintergrund heran. Mit der linken Klebe hämmerte er das Ding ins lange Eck, mit einem Wumms, dass man meinen könnte er bestehe nicht aus Fleisch, sondern aus Eisen und Blut – Bismarck wäre Stolz. Der konnte mit seinem Schuss schon immer Kühe umballern auch wenn er das lange nicht mehr gezeigt hatte. Diesmal war es jedoch keine Kuh, sondern Keeper Tim Schlichte, der gerade so noch an den Ball kam, bevor sein pulverisiertes Handgelenk herab hing wie Harry Potters Gummiarm in „Die Kammer des Schreckens“. 2:0. Das war die Kirsche auf Woestmanns Auftritt an diesem Sonntag, das letzte Ausrufezeichen hinter der von ihm in die Diskussion gebrachte und seit langem in Fankreisen lauter werdenden Forderung: „Gebt Woestmann die Zehn, sonst kann Pieper geh‘n!“. Nun führt eigentlich kein Weg mehr dran vorbei und dann kann auch das Schuhhaus Rahms noch ein Paar pinke oder neongelbe Schuhe verkaufen.

Nur noch drei Minuten zu spielen und Schöppingen führte mit zwei Zählern; klare Sache: Das Ding war gegessen. Die Sekunden und Minuten tickten gemütlich vorbei. Elfring schlug noch ein langes Ding, um auch den letzten Sekunden Zeit zu geben sich zu verdünnisieren. Der Ball flog so sanft durch die Luft, wie die Gedanken der Südlohner, die nur verträumt schauten, wie der Ball über ihre Köpfe hinweg durch die Wolken segelte und hinter der Abwehr gen Rasen sank. Dort wartete Philipp Große Daldrup bereits hellwach seit 90 Minuten auf seinen großen Auftritt. Unter Elfrings Regie kam er auf die Bühne gesprintet, schnappte sich den Ball, zog in die Mitte, ließ im Sechzehner noch flugs einen Gegenspieler aussteigen und schob dann in die Maschen. Simpel aber effektiv durchchoreographiert, perfekt ausgeführt: Das gab eine Neun von Zehn von den Juroren.

 Hatte Daniel Rahms es nicht schon auf der Jahreshauptversammlung des ASC zur Beschwichtigung erzürnter Vorsitzender und Sponsoren beschworen? Hatten diese Chroniken es nicht bereits im fünfzehnten Kapitel vorhergesagt? Diese Mannschaft ist ein Rückrundenteam, schon immer gewesen! Vier Siege in Folge und auch den fünften würden sie sich nicht nehmen lassen, nächste Woche gegen Alstätte, mit denen sie sich den fünften Platz der Rückrundentabelle teilen.